Obwohl innert kürzester Zeit für ein Drittel aller Erwerbstätigen in der Schweiz Kurzarbeit beantragt wurde, stieg die registrierte Arbeitslosigkeit als direkte Folge des Lockdowns von 2.5 Prozent im Februar um jeweils 4 Prozentpunkte im März und April 2020.[1] Derartige Anstiege der monatlichen Arbeitslosenquote hat es seit Jahrzehnten nicht gegeben.
Im Mai stabilisierte sich die Lage etwas mit einem moderateren Anstieg um einen Prozentpunkt auf nunmehr 3.4 Prozent. Seit Februar 2020 ist die Arbeitslosigkeit damit um ein Drittel angestiegen, obwohl sie saisonbedingt in diesem Zeitraum üblicherweise fällt. Trotz der kurzfristigen Stabilisierung im Mai rechnen Experten mit einem weiteren deutlichen Anstieg der Arbeitslosigkeit in der zweiten Jahreshälfte auf einen möglichen neuen historischen Höchstwert über 5 Prozent.[2]
Der grösste Anstieg der Arbeitslosigkeit zeigte sich bisher wenig überraschend im Gastgewerbe. Das Ausmass dürfte dabei aber selbst die schlimmsten Befürchtungen übertroffen haben. Denn hier hat sich die Arbeitslosigkeit innert drei Monaten nahezu verdoppelt. Noch zu Beginn des Jahres lag die Arbeitslosenquote mit knapp über 5 Prozent deutlich unter dem Vorjahreswert. Im Mai dagegen betrug sie bereits 10 Prozent und überstieg damit den Vorjahreswert um deutlich mehr als das Doppelte. Bisher dürften vor allem Beschäftigte betroffen sein, deren Arbeitsverhältnisse zu Beginn der Krise befristet waren. Arbeitnehmer mit unbefristeten Verträgen dürften durch den massiven Einsatz von Kurzarbeit bislang weitestgehend geschützt gewesen sein. Doch die andauernden Einschränkungen im Gastgewerbe und Tourismus dürften nach Auslaufen der aktuellen Kurzarbeitsregelungen ab August zu einer weiteren Entlassungswelle führen. Ebenfalls überdurchschnittlich betroffen ist der Bereich Kunst, Unterhaltung und Erholung mit einem Anstieg der Arbeitslosigkeit um etwas mehr als die Hälfte seit Februar 2020.
Wenig Beachtung hat bislang die Tatsache gefunden, dass auch die traditionsreiche Schweizer Uhrenindustrie massiv unter der Krise leidet. Diese befindet sich bereits seit einiger Zeit in einem Abwärtstrend. Obwohl die Arbeitslosigkeit schweizweit im Verlaufe des Jahres 2019 im Vergleich zum Vorjahr stetig gesunken ist, lag sie in der Uhrenindustrie am Jahresende mehr als 30 Prozent über dem Vorjahreswert. Die aktuelle Krise hat diesen Trend nun massiv beschleunigt. Seit Jahresbeginn ist die Arbeitslosigkeit um mehr als 40 Prozent gestiegen und betrug im Mai fast das Doppelte des Vorjahreswertes, obwohl auch hier umfangreich von Kurzarbeit Gebrauch gemacht wurde. Dies dürfte nicht zuletzt dem Ausbleiben von Touristen aus Asien und dem mittleren Osten geschuldet sein. Auch wenn diese in absehbarer Zeit zurückkehren sollten, ist mehr als fraglich, ob vor allem kleinere Betriebe diese Krise überstehen werden. Damit könnte sich zumindest ein Teil der traditionsreichen Schweizer Uhrenindustrie in die Riege prominenter Opfer von COVID19 einreihen.
[1] SECO (2020): Die Lage auf dem Arbeitsmarkt. https://www.seco.admin.ch/seco/de/home/Arbeit/Arbeitslosenversicherung/arbeitslosenzahlen.html.
[2] George Sheldon (2020): Unemployment in Switzerland in the Wake of the Covid‐19 Pandemic: An Intertemporal Perspective.